Seit Jahrzehnten wird uns eingetrichtert, dass Kalorienzählerei der Schlüssel zu gesunder Ernährung und Gewichtsmanagement sei. Zahlreiche „Experten“ und „wissenschaftliche“ Empfehlungen drehen sich darum, wie viele Kalorien man täglich konsumieren sollte, um gesund zu bleiben oder abzunehmen. Doch der gesamte Ansatz, auf dem diese Empfehlungen beruhen, ist wissenschaftlich gesehen nichts anderes als ein fataler Trugschluss. Die sogenannte „Ernährungswissenschaft“ basiert auf einer völlig falschen Annahme, die keinen wissenschaftlichen Standards genügt und daher in ihrem Kern absolut wertlos ist.
Kalorien: Ein veraltetes, mechanistisches Modell
Die Kalorie ist eine Einheit aus der Physik und ursprünglich dafür gedacht, den Energieverbrauch von Maschinen zu messen – speziell von Dampfmaschinen. Im 19. Jahrhundert wurde die Kalorie entwickelt, um festzustellen, wie viel Energie nötig ist, um Wasser um ein Grad Celsius zu erhitzen. Diese Einheit wurde dann kurzerhand auf den menschlichen Körper übertragen, als ob dieser ebenso wie eine Maschine „Energie verbrennt“.
Doch der menschliche Körper ist keine einfache Brennkammer. Die Verdauung, die Aufnahme und die Verwertung von Nährstoffen folgen biologischen und biochemischen Prozessen, die wesentlich komplexer und individueller sind als die Verbrennung in einem Kalorimeter. Der Kaloriengehalt, der durch die „Verbrennung“ im Labor bestimmt wird, ist daher völlig ungeeignet, um den tatsächlichen Energiegehalt, den der Mensch aus Lebensmitteln zieht, auch nur annähernd korrekt abzubilden.
Eine „Ernährungswissenschaft“, die wissenschaftlichen Standards nicht genügt
Obwohl die Ernährungswissenschaft sich als evidenzbasierte Disziplin darstellt, beruht sie auf einer grundlegend falschen Annahme. Die Idee, dass Kalorienzählerei die richtige Methode sei, um den Energiebedarf und die Nährstoffversorgung zu steuern, ist nicht mehr als pseudowissenschaftlicher Unsinn. Die Ernährungswissenschaft hat sich im Wesentlichen um die „Atwater-Faktoren“ aufgebaut – veraltete Durchschnittswerte, die den Energiegehalt von Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen standardisieren. Diese „Faktoren“ werden ohne Rücksicht auf individuelle Unterschiede angewandt und ignorieren die grundlegende Tatsache, dass unser Körper Nährstoffe nicht immer gleich verarbeitet.
Hier liegt der fatale Fehler: Diese Kalorienangaben berücksichtigen nicht, dass Nahrungsmittel mehr als nur Energie enthalten. Sie sind eine Quelle für eine Vielzahl an lebenswichtigen Nährstoffen, deren Wirkung und Verfügbarkeit in unserem Körper stark variieren kann. Nährstoffe, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien wirken auf uns je nach Lebensphase, Gesundheit, Darmflora und genetischer Veranlagung anders – diese Variabilität wird durch die „wissenschaftlichen“ Kalorienempfehlungen vollkommen ignoriert.
Ein nicht funktionierendes Modell mit katastrophalen Folgen
Die Fixierung auf Kalorien hat nicht nur dazu geführt, dass Menschen ein verzerrtes Verständnis von Ernährung entwickeln, sondern auch zu massenhaften, falschen Ernährungspraktiken. Menschen werden dazu verleitet, sich auf die Kalorienzahl zu konzentrieren, anstatt auf die Qualität und den tatsächlichen Nährwert der Nahrung zu achten. Dieses Kalorienmodell hat dazu geführt, dass hochverarbeitete Lebensmittel mit „wenigen Kalorien“ als gesund vermarktet werden können, obwohl sie oft keine relevanten Nährstoffe enthalten.
Jede wissenschaftlich fundierte Disziplin sollte auf validen, überprüfbaren Annahmen basieren, die durch empirische Evidenz gestützt sind. Die Ernährungswissenschaft jedoch hat dieses Fundament nie besessen. Sie hat sich auf das Kalorienmodell gestützt und darauf komplexe Empfehlungen aufgebaut, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Die fatalen Folgen sind unzählige falsche Diäten und Empfehlungen, die Menschen mehr schaden als nützen. Und doch halten wir an dieser kalorienzentrierten Denkweise fest, als ob sie ein Naturgesetz sei.
Zeit für eine Revolution in der Ernährung
Anstatt weiterhin Kalorien als zentralen Maßstab zu verwenden, muss die Ernährungswissenschaft sich radikal neu ausrichten. Wir benötigen ein Modell, das den tatsächlichen biologischen Prozessen im Körper gerecht wird, das die Nährstoffqualität, die individuelle Verstoffwechselung und die gesundheitliche Wirkung von Lebensmitteln in den Vordergrund stellt – nicht eine physikalische Einheit, die für Dampfmaschinen entwickelt wurde.
Die Wissenschaft sollte uns dabei helfen, fundierte, individuelle Entscheidungen zu treffen. Doch was uns heute als „ernährungswissenschaftliche“ Empfehlung verkauft wird, ist nicht mehr als eine Illusion. Solange die Ernährung auf diesem mechanistischen, kalorienzentrierten Ansatz aufbaut, sollten wir uns dringend fragen: Wollen wir wirklich unsere Gesundheit auf einer pseudowissenschaftlichen Grundlage aufbauen?
Es ist Zeit, die Kalorien-Irrlehre zu durchbrechen und Ernährung als das zu betrachten, was sie wirklich ist – ein hochkomplexes biologisches System, das mit mechanistischen Modellen nichts gemein hat.
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